Konferenz zum 80. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus und des Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa
80 Jahre Kriegsende: Jüdische Perspektiven auf Neuanfänge in Deutschland und Europa der Nachkriegszeit
Eine Konferenz des Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch jüdische Studien in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Leo Baeck Institut (Wissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft). Mit Unterstützung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten.
Die Leo Baeck Institute feiern in diesem Jahr ihr 70-jähriges Bestehen. Diese Konferenz ist Teil des inhaltlichen Programms im Jubiläumsjahr.
Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht und der Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Zwei Monate später entschieden Vertreter der drei alliierten Großmächte USA, Großbritannien und Sowjetunion auf der Potsdamer Konferenz im Schloss Cecilienhof über die politische und demografische Zukunft Europas, in dem zuvor nie dagewesene Formen der Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen worden waren. Neben der Erleichterung darüber, dass nun Frieden einkehrte, sahen sich Holocaust-Überlebende nach der Befreiung der Konzentrations- und Vernichtungslager durch die Siegermächte mit neuen Herausforderungen konfrontiert: Sie verharrten in ihrem kranken und geschwächten seelischen und körperlichen Zustand monate- oder gar jahrelang in Einrichtungen für Displaced Persons, warteten entweder auf die Zurückführung in ihre Heimatländer, die von verschiedenen, auch jüdischen Organisationen durchgeführt wurde, oder sie hofften auf einen Neuanfang in einem anderen Land. Individuelle Orientierungs-, Identitäts- und Existenzkämpfe verknüpften sich in dieser unmittelbaren Nachkriegszeit mit extremen traumatischen Erfahrungen, die sich, wie wir heute wissen, auf die nächsten Generationen übertragen konnten. Zudem war der Antisemitismus in Europa nach Kriegsende nicht einfach verschwunden, sondern belastete die Überlebenden des Holocausts zusätzlich. Dies betraf insbesondere jüdische Menschen, die nach dem Krieg ihr geraubtes bzw. „arisiertes“ Eigentum zurückforderten. In Ländern wie Polen und der Slowakei kam es in diesem Zusammenhang sogar zu gewaltsamen Pogromen gegen jüdische Rückkehrer.
Die internationale Konferenz beleuchtet jüdische Perspektiven hinsichtlich existenzieller, gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und intellektueller Neuanfänge im ideologisch-politisch geteilten Deutschland und Europa bis zum Bau der Mauer im Jahre 1961. Es werden Erfahrungswelten jüdischer Rückkehrer, Displaced Persons und die Arbeit von Hilfsorganisationen vorgestellt sowie jüdische Identitäts- und Entscheidungsfindungen im Kontext der sich im Wandel befindenden europäischen Gesellschaften aufgezeigt, und es wird über Fragen der Wiedergutmachung, der Abrechnung mit Nationalsozialisten sowie der justiziellen Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen debattiert.
Programm_80 Jahre Kriegsende_7.-9. Mai
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