Historikertag 2025
Deutsch-jüdische Geschichtsschreibung nach der Shoah. Historische Bilanz, Zukunftsperspektiven und gegenwärtige Herausforderungen
Moderation: Philipp Lenhard, Miriam Rürup
Hörsaal 1
Was: Vor siebzig Jahren wurde von emigrierten Wissenschaftler:innen an drei Orten der deutsch-jüdischen Exilgemeinschaft zugleich in Jerusalem, London und New York das Leo Baeck Institut (LBI) gegründet. Es sollte nach den Verheerungen von Shoah und Weltkrieg das deutsch-jüdische Erbe bewahren und erforschen. Bewusst entschieden sich die Gründer:innen dafür, die Forschungsanstalt, die sich in der Tradition der „Wissenschaft des Judentums“ sah, nicht im postnazistischen Deutschland zu errichten. Die jüdische Geschichte, so glaubten sie, hatte 1933 auf deutschem Boden aufgehört zu existieren und setzte sich nun in den Ländern der Emigration und Rettung fort. Aus den Neuanfängen nach der Katastrophe entstand gewissermaßen eine „jüdische Historiographie from the Margins“. Diese umfasste teils gar erste, wenngleich von der etablierten historischen Zunft wenig wahrgenommene Untersuchungen zu den Entstehungsbedingungen des Antisemitismus sowie frühe Auseinandersetzungen mit der NS-Verfolgung und der Frage nach dem Standort der jüdischen Geschichte in der sogenannten „allgemeinen“ deutschen Geschichte. Erst 2001 eröffnete das New Yorker Institut eine Dependance im Jüdischen Museum Berlin, seit 1989 besteht zudem die als Verein organisierte Wissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft, die sich die Förderung und Vernetzung von Historiker:innen der jüdischen Geschichte zum Ziel gesetzt hat.
Im 70. Jubiläumsjahr des Leo Baeck Instituts soll auf diese Anfänge zurückgeblickt und Bilanz gezogen werden – zum einen sollen die Anfänge der deutsch-jüdischen Historiographie im Ringen um Deutungsmacht über die als eigene empfundene deutsche Geschichte rekonstruiert und zum zweiten neue Forschungsperspektiven aufgezeigt und Herausforderungen der deutsch-jüdischen Geschichtsschreibung in der Gegenwart diskutiert werden. Auf fünf kurze Impulsreferate (jeweils 8 Minuten) folgt eine Diskussion (30 Minuten) sowie Fragen aus dem Auditorium (20 Minuten).
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